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Designierte Aachener Friedenspreisträger*innen üben scharfe Kritik an Iranischem Regime

Am 1. September 2025 wird der Amirkabir Newsletter mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. Angesichts des Gewaltausbruchs zwischen Israel und Iran erhebt die Redaktion der studentischen Medienplattform schwere Vorwürfe gegen die Islamische Republik. Der Amirkabir Newsletter sieht den aktuellen Krieg zwischen Israel und Iran als direktes Ergebnis der aggressiven Politik der Iranischen Regierung. Seit 1979 regiere das Regime den Iran wie eine Mafia-Bande. Dabei erinnere sein Autoritarismus an den sowjetischen Kommunismus, sein Antisemitismus und seine reaktionäre Natur spiegele ein primitives Zeitalter wider. Eine verräterische Minderheit habe Krieg, Terrorismus, Hasspropaganda und die Unterdrückung der gesetzlichen Freiheiten der Bevölkerung vorangetrieben. Wörtlich heißt es im Statement der Redaktion: „Das iranische Volk ist das Opfer einer Diktatur. Die überwiegende Mehrheit der iranischen Bürger*innen lehnt das islamische Regime und seine Politik von Feindseligkeit gegenüber der Welt, Hass und Kriegstreiberei ab. Die Iraner*innen suchen keinen Konflikt mit anderen Nationen und unterstützen die rücksichtslosen Handlungen der Islamischen Republik nicht. Sie machen das Regime für diesen Krieg verantwortlich. – – Viele Bürger*innen sehen diesen Krieg als Gelegenheit, die Schwäche und

Illegitimität des Regimes aufzudecken. Während Bomben fallen, suchen sie keine Rache – sie suchen Freiheit.“

Die aktuell den gesamten Iran betreffenden Internetsperren seien eine kalkulierte Taktik der Unterdrückung, um die Verbreitung der Wahrheit zu unterbinden und die letzten Bastionen des Widerstands zu beseitigen. Das Regime nutze den Krieg als Vorwand, um sein Vorgehen gegen aktivistische Frauen und Studierende zu verschärfen. Die Menschen fürchteten eine neue Welle von Hinrichtungen, Razzien und Unterdrückungen – vieles davon finde bereits stillschweigend statt. Ihre Angst gelte weniger den ausländischen Bomben als dem Regime, das sich seit über vier Jahrzehnten an die Macht klammere.

Langzitat aus dem Appell des Amirkabir Newsletters

„Wir rufen die internationale Gemeinschaft, insbesondere die europäischen Regierungen, Medien und zivilen Institutionen dazu auf, eine klare und moralische Haltung einzunehmen:

– Unterstützen Sie das iranische Volk. Die Iraner*innen repräsentieren nicht ihre Herrscher. Sie sind Geiseln eines Regimes, das sie sich nicht ausgesucht haben. Stehen Sie auf der Seite des Volkes – nicht auf der Seite des Systems, das es unterdrückt.

– Verurteilen Sie die Kriegsverbrechen und die Unterdrückung durch die Islamische Republik. Die Handlungen des Regimes sind weder defensiv noch legitim – sie sind Teil eines langfristigen Projekts zur Ausbreitung von Ideologie, religiösem Extremismus und innerstaatlicher Unterdrückung.

– Gewährleisten Sie den Zugang zum freien Internet. Die Sperre muss beendet werden. Jeder Tag, an dem der Iran von der Welt abgeschnitten bleibt, ist ein Tag, an dem Wahrheit, Widerstand und Hoffnung erstickt werden.

– Nehmen Sie klare politische Positionen ein, um der Islamischen Republik ein Ende zu setzen. Dieses Regime ist nicht mehr zu reformieren. Es muss abgeschafft werden. Das bedeutet, seine Führung zu isolieren, demokratische Kräfte zu unterstützen

und sich zu weigern, die Narrative oder die Diplomatie des Regimes zu legitimieren.

Die Islamische Republik ist keine legitime Regierung – sie ist eine Maschinerie für Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gewand der Religion. Ihre Ähnlichkeit mit anderen ideologischen und extremistischen Regimes in der Geschichte darf nicht übersehen werden. Dieses Regime ist ein System aus Krieg, Terror und Indoktrination, das ausschließlich dazu dient, seine Macht zu erhalten.

Das iranische Volk ist in einen Krieg verwickelt, den es nicht wollte, unter einem Regime, das es nicht gewählt hat, und im Schatten eines Staates, der seine Stimme für die Freiheit fürchtet. Wir fordern die Welt auf, zuzuhören – und dabei zu helfen,

dass diese Stimme gehört wird.“

Hintergrund

Der Amirkabir Newsletter vernetzt Proteste gegen das Regime im Iran und dokumentiert dessen Repressionen und Menschenrechtsverletzungen an Oppositionellen und der wissenschaftlichen Community. Die Publikation begann als studentisches Mitteilungsblatt und wuchs binnen rund 25 Jahren ihres Bestehens zu einer renommierten und von internationalen Medien gern als Quelle verwendeten Medienplattform heran. Sie berichtet über Proteste, teilt Aufrufe und dokumentiert die Gewalt, mit der das Regime gegen zivilen Ungehorsam und die Opposition vorgeht. 2023 veröffentlichte sie beispielsweise vertrauliche Dokumente, darunter Listen unterdrückter Studierender, Anordnungen zur Besetzung von Fakultätspositionen mit regimetreuen Personen und Budgets zur Überwachung von Universitäten.

Auch Redaktionsmitglieder selbst wurden in der Vergangenheit bereits verhaftet und mit Freiheits- und körperlichen Züchtigungsstrafen belegt. Das Vereinsgebäude wurde zerstört und Justizakten enthüllten Anklagen durch Nachrichtendienste und die Staatsanwaltschaft.

Zu internationaler Bekanntheit kam der Amirkabir Newsletter im Rahmen der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung ab 2022 und der Studierendenproteste gegen die Gesamtstruktur des Regimes der Islamischen_Republik 2023. Die Berichterstattung des Amirkabir Newsletters fand in den letzten Jahren breite Resonanz von internationalen Medien bis hin zum Europäischen Parlament. Er ist damit nicht nur eine unerlässliche Vernetzungsplattform der Protestbewegung im Iran sondern auch ein internationales Informationsmedium, das Berichte über Regimegewalt und Unterdrückung in die Weltöffentlichkeit trägt.