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Der Aachener Friedenspreis trauert um Reuven Moskovitz

Reuven Moskovitz, Träger des Aachener Friedenspreises von 2003, ist tot. Am Freitag, den 4. August 2017, starb Reuven Moskovitz im Kreise seiner Familie. Wir trauern um einen großen und unermüdlichen Streiter für einen gerechten Frieden zwischen Israel und den Palästinensern. Er wird uns stets in Erinnerung bleiben.

Reuven Moskovitz war Historiker und stets aktiv in der israelischen Friedensbewegung. 1996 erschien sein Buch „Der lange Weg zum Frieden – Deutschland-Israel-Palästina“. Seit vielen Jahrzehnten gehört Reuven Moskovitz zu den unermüdlichen Warnern vor der Gefahr des eskalierenden Terrors und Gegenterrors im Nahen Osten.

Um sein Ziel eines friedlichen Miteinanders zwischen Juden und Palästinensern zu verwirklichen, gründete Moskovitz mit dem jüdischstämmigen Mönch Bruno Hussar das arabisch-jüdische Friedensdorf Newe Schalom – Wahat al Salam (Oase des Friedens), nahe dem Kloster Latrun zwischen Tel Aviv und Jerusalem gelegen. Dort leben israelisch-palästinensische und jüdische Familien aus eigenem Entschluss in einer Dorfgemeinschaft – Muslime, Juden und Christen in gegenseitigem Respekt. Bis zu seinem Tod stand er in engem Kontakt zu den Bewohnern des Dorfes.

Von uns Friedensengagierten in Deutschland aber vor allem auch von den Politikerinnen und Politikern in Deutschland hat Reuven stets eine deutliche Positionierung für ein gerechtes und friedliches Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern eingefordert. Noch im Oktober 2016 schrieb Reuven in einem Brief an seine FriedensfreundInnen in Deutschland:

„…Auch wenn man es nicht gerne hört: Deutschland kann sich diesem Drama nicht entziehen. Als demokratischer Staat, als ein Staat, der entstanden ist auf den Ruinen von gegenseitigem Völkerhass, könnte man erwarten oder hoffen, dass Deutschland sich nicht nur gerade im Dienst der jüdischen erfolgreichen Semiten stellt und gleichgültig zusieht wie die Palästinenser schon seit knapp 70 Jahre ein heimatloses Volk sind.
Sehr viele Denker, Politiker und Wissenschaftler waren überzeugt, dass nach dem dritten Reich kein deutscher Staat errichtet werden darf. Die historische Erfahrung hat gezeigt, dass die Wiederherstellung des deutschen Staates richtig war. Warum, kann man fragen, stimmt es auch nicht für die Palästinenser, denn meistens hat ein Volk, das einen Krieg verliert, das Recht einen Staat zu errichten…“

2001 wurde Moskovitz mit dem Mount Zion Award und 2003 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet. 2011 ging der AMOS-Preis der Offenen Kirche (OK) an ihn.

Der Laudator der Friedenspreisverleihung 2003 in Aachen, der Journalist Andreas Zumach, schilderte damals: „…Neben der Tatsache meiner frühen Begegnung mit ihnen (Reuven Moskovitz), die ich als großes Privileg und Bereicherung empfinde, haben die Trägerinnen (Nabila Espanioly) und Träger des diesjährigen Aachener Friedenspreises eine Gemeinsamkeit, die sie auszeichnet: das ist die Beharrlichkeit, mit der sie bei ihrem Engagement bleiben, trotz des Sisyphos-Charakters ihrer Bemühungen, trotz der scheinbaren Vergeblichkeit…“

Der Friedenskämpfer mit der Mundharmonika, die er immer bei sich führte und sein Publikum stets mit ein paar Stücken erfreute, der sich selbst einmal „Friedensabenteurer“ nannte, lebt nicht mehr unter uns.