Einladung zur Verleihung des Aachener Friedenspreises 2025 an regimekritische Medienplattform im Iran und ein Festival gegen Rechtsextremismus und für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern
Am Montag, dem 1. September 2025, dem Internationalen Antikriegstag, wird der Aachener Friedenspreis an den Amirkabir Newsletter aus dem Iran sowie an Birgit und Horst Lohmeyer und ihr Musikfestival »Jamel rockt den Förster« in Mecklenburg-Vorpommern verliehen. „Unsere Preisträgerinnen und Preisträger zeigen mit verschiedenen Formen zivilgesellschaftlichen Engagements, was jede*r Einzelne bewirken kann, wie viel Kraft und Mut es aber auch kostet, sich für einen nachhaltigen und umfassenden Frieden innerhalb einer Gesellschaft einzusetzen“, kommentiert Lea Heuser, Pressesprecherin des Aachener Friedenspreis e.V.
Die Preisverleihung an den Amirkabir Newsletter und die Lohmeyers findet am 1. September 2025 ab 19 Uhr in einer öffentlichen Zeremonie in der Aula Carolina, Pontstraße 7, 52062 Aachen statt. Die Laudatio auf die beiden Preisträgergruppen hält der u.a. mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnete Regisseur Ali Samadi Ahadi. Zusätzlich wird Christof Stein-Schneider, Gitarrist der Band ‚Fury in the Slaughterhouse‘, die bereits mehrfach in Jamel aufgetreten sind, persönliche Worte an die Preisträger*innen richten und live einen musikalischen Gruß beitragen.
Den Link zum Livestream der Veranstaltung finden Sie auf https://www.aachener-friedenspreis.de/
Die Preisträger*innen
Der Amirkabir NewsLetter entstand Ende der 1990er Jahre als studentisches Mitteilungsblatt an der Amirkabir-Universität in Teheran und verlagerte sich bald ins Internet. Heute dokumentiert das regimekritische Medium Repressionen und Menschenrechtsverletzungen an iranischen Universitäten und veröffentlicht kritische Analysen zurHochschulbildung im Iran. Beispiele sind Aktionsaufrufe zu zivilem Ungehorsam und Berichte über Repressionen, von Zwangsexmatrikulationen und Entlassungen bis hin zu Inhaftierungen, Verschwindenlassen und Tod.
Das Geheimdienstministerium der Islamischen Republik Iran übte Druck auf den Amirkabir NewsLetter aus. Verantwortliche wurden entführt, verhaftet und mit Freiheits- und körperlichen Züchtigungsstrafen belegt. Das Vereinsgebäude wurde zerstört und Justizakten enthüllten Anklagen durch Nachrichtendienste und die Staatsanwaltschaft.
Während der „Frau, Leben, Freiheit“ Bewegung deckte der Amirkabir Newsletter Menschenrechtsverletzungen an iranischen Universitäten auf. 2023 veröffentlichte er vertrauliche Dokumente, darunter Listen unterdrückter Studierender, Anordnungen zur Besetzung von Fakultätspositionen mit regimetreuen Personen und Budgets zur Überwachung von Universitäten. Der Chefredakteur Ali Ramazani wurde 2023 unter Vorwürfen der Gefährdung der nationalen Sicherheit verhaftet. Nach der brutalen Ermordung des 19jährigen Studenten Amir Mohammad Khaleghi brach eine Welle von Studierendenprotesten gegen die Gesamtstruktur des Regimes der Islamischen_Republik aus. Ende 2024 wurde die Studentin Ahoo Daryaei während eines friedlichen Protests von einem Offizier brutal angegriffen und ihre Kleidung zerrissen. Als sie daraufhin nackt gegen die Gewalt protestierte und Gerechtigkeit forderte, wurde sie von den Islamischen Revolutionsgarden verschleppt. Die Berichterstattung des Amirkabir Newsletters über diesen Vorfall fand Resonanz von internationalen Medien bis hin zum Europäischen Parlament. Er ist damit nicht nur eine unerlässliche Vernetzungsplattform der Protestbewegung im Iran sondern auch ein internationales Informationsmedium, das Berichte über Regimegewalt und Unterdrückung in die Weltöffentlichkeit trägt.
Die Lohmeyers leben seit 2004 in dem mecklenburgischen Dorf Jamel, seit 2007 engagieren sie sich mit dem „Jamel rockt den Förster“ Festival auf dem ehemaligen Forsthof lautstark für Demokratie und Toleranz, gegen die Abschottung ihres Dorfes und dessen Vereinnahmung durch Rechtsextreme. In Jamel stellen bekennende Nazis inzwischen 95% der Bevölkerung, nachdem seit Mitte der 2000er Jahre immer mehr Familien aus der Rechtsextremen Szene in das Dorf im Wismarer Umland gezogen waren, um es nach ihrem völkischen Ideal zu prägen, Andersdenkende zu drangsalieren und zu verfolgen.
2015 wurde ein schwerer Brandanschlag auf dem Gelände der Lohmeyers verübt, dem beinahe auch das Wohnhaus zum Opfer fiel. Seitdem hat das Festival massiv an Popularität gewonnen. Aus einem Sommerfest für Freund*innen und Familie ist ein Festival mit gesellschaftspolitischem Informations- und Workshopprogramm, über 3500 Besucher*innen und vielen berühmten Musiker*innen geworden, die ohne Gage auftreten – ein ambitioniertes gesellschaftspolitisches Projekt.
Trotz Widerstands und täglicher Bedrohung geben die Lohmeyers ihren Raum nicht auf und bleiben standhaft. Sie verteidigen Demokratie und Frieden, sind Vorbild und Wegbereiter*innen.