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Erzbischof Dieudonné Nzapalainga und Imam Oumar Kobine Layama † (Zentralafrikanische Republik)

Die Zentralafrikanische Republik gehört seit der Entkolonialisierung zu den 10 ärmsten Ländern der Erde. Es ist politisch instabil (von 7 Präsidenten kamen 6 durch Putsch an die Macht) und es fehlt an rudimentärer Infrastruktur (Straßen, Strom- und Wasserversorgung, Gesundheitssystem, Schulen, …). Seit Ende 2012 ist die Lage für die Zivilbevölkerung zum wiederholten Male von direkter Bedrohung, Vertreibung und Greueltaten geprägt: es gibt alleine 500.000 Binnenflüchtlinge (+ 300.000 in den Nachbarstaaten) bei 4,6 Mio Einw. Vor allem stehen sich die muslimisch geprägte Rebellengruppe Seleka und die christlich geprägten Gegen-Rebellen der Anti-Balaka landesweit in kriegerischen Auseinandersetzungen gegenüber: als Antwort auf die Greueltaten der Seleka (zumeist „Söldner“ aus dem Sudan und Tschad) an Christen, die sie im Zusammenhang mit dem Regierungssturz (März 2013) begingen, haben christliche Gruppen als Anti-Balaka ebenso grauenvoll gewaltsam „geantwortet“.

In dieser Situation hat der Erzbischof von Bangui, Dieudonné Nzapalainga dem Imam Oumur Kobine Layama auf kirchlichem Territorium Asyl gegeben, ebenso mehr als 10.000 anderen Vertriebenen. Seitdem treten beide gemeinsam für ein friedliches Miteinander der Religionen und aller Menschen auf und wirken auf eine gewaltfreie zivile Konfliktlösung hin. Sie besuchen die einzelnen Stadtviertel und unternehmen Reisen in die sehr unzugänglichen und entlegenen Dörfer.

Beide werden nicht müde, immer wieder vor ihren eigenen Gläubigen für ein friedliches Miteinander zu werben und selbst Beispiel zu geben. Dabei unterstützen sie sich gegenseitig. Sie treten u.a. auch offensiv für eine Entwaffnung aller Konfliktparteien ein und betonen unablässig, dass der Konflikt politisch-militärisch motiviert ist und nicht als Konfessioneller dargestellt werden darf.

Bei einem Besuch im Landesinneren hat Dieudonné Nzapalainga auf der Rückfahrt einem Muslim, der auf der Stelle getötet werden sollte, durch seinen persönlichen Einsatz und Verhandlungsgeschick das Leben gerettet.

Vom 19. auf den 20. Januar ist Dieudonné Nzapalainga die ganze Nacht über in einem Stadtviertel Banguis auf den Straßen gewesen, in dem zwei kurz zuvor entführte Geiseln (MitarbeiterInnen der mobilen Gesundheitsversorgung) festgehalten wurden. Er wollte die Freilassung erwirken und so seine Entschlossenheit zeigen, dass ein glückliches Ende dieser Geiselnahme wichtig ist. Die Geiseln wurden schließlich freigelassen.

Dies sind nur einige der vielen konkreten Beispiele für ihren friedvollen Einsatz. Seit über zwei Jahren setzen beide sich unermüdlich dafür ein, dass der kriegerische Konflikt im Land ein Ende finden muss und der Weg dahin nur ein gewaltfreier sein kann. Sie wenden sich dabei vor allem direkt an die Bevölkerung und werben immer wieder für ein friedvolles Miteinander, dass ein Vergeben der traumatischen Erfahrungen voraussetzt: „Die Politik versucht, die Religionen in unserem Land zu spalten, aber Religion bietet keine Begründung für Hass, Krieg oder Streit.“ (Oumur Kobine Layama)

Eine „Friedensakademie“ ist in der Planung: hier sollen bis in die entlegensten Dörfer sog. Multiplikatoren ausgebildet werden.

Oumur Kobine Layama und Dieudonné Nzapalainga waren gemeinsam zu Beginn der Krisensituation bereits bei mehreren europ. Regierungen vorstellig um für Unterstützung für friedliche Lösungen zu werben.

Dieudonné Nzapalainga erhielt bereits mehrere ernstzunehmende Todesdrohungen. Eine der letzten im Januar dieses Jahres. Anlass war ein Besuch im Dorf Gbangou, bei dem er den Bürgerkriegsparteien Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwarf: Er sei geschockt gewesen, die Menschen in einem „tierischen Zustand“ vorgefunden zu haben, so Dieudonné Nzapalainga.

Im Dezember beispielsweise wurde auf die Anregung der beiden ein Jugend-Fußball-Turnier in Bangui ausgetragen, an dem Teams beider Religionen teilnahmen. In einer Situation, in der sich aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen Menschen „getrennte“ Wege gehen (leben in unterschiedlichen Stadtvierteln, Einkaufen bei Händlern der eigenen Religion, etc.) ist solch eine Initiative ein kleiner Schritt zum Miteinander und ein starkes Zeichen.

Beide beklagen immer wieder die tendenziöse Berichterstattung (auch zu „Fortschritten“ in Sicherheits- und politischen Fragen) in Medien der „westlichen Welt“: gerade damit würde die freilich immer noch prekäre Situation beschädigt und eine neue Gefahr geschürt.

Der Aachener Friedenspreis möchte ihre Bemühungen stärken, Wege der  Gewaltfreiheit inmitten der Greuel zu gehen. Wir wollen ein Zeichen für die weitere Befriedung der Zentralafrikanische Republik und den immensen Mut und die volle Einsatzenergie von Dieudonné Nzapalainga und Oumur Kobine Layama setzen.