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Gelebte Hoffnung gerät ins Wanken – Aachener Friedenspreis e.V. ruft zu Spenden für Preisträgerprojekt in Marokko auf

Der Aachener Friedenspreis e.V. ist besorgt um seine Preisträger aus den Jahren 2020 und 2015, die in Marokko gemeinsam Menschen auf der Flucht unterstützen. Das Zentrum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Vivre l’Espoir wird geleitet von Père Antoine Exelmans (Friedenspreisträger 2020) und Dr. Azarias Lumbela (Friedenspreisträger 2015). Die „gelebte Hoffnung“, wie das Zentrum frei übersetzt heißt, wird buchstäblich überrannt. Inzwischen nimmt es im Schnitt bis zu 100 Minderjährige im Monat auf, was mit den vorhandenen Mitteln nicht zu finanzieren ist. Zusätzlich wächst die Zahl von auf der Flucht schwer verletzten und erkrankten Personen.

Die Pandemie hat Marokko härter getroffen als Deutschland. Vielen Flüchtlingen drohte der Hungertod bzw. die Obdachlosigkeit. Sich als Tagelöhner zu verdingen, ja sogar Betteln, Stehlen oder Prostitution, wurde durch die Ausgangssperre unmöglich. Da jedoch auch das Zentrum selbst nicht genug Geld hat, musste bereits das Duschen stark eingeschränkt werden, die täglichen Mahlzeiten wurden auf zwei reduziert und Löhne konnten nicht mehr bezahlt werden. Das Team arbeitete unbezalt weiter, um den Jugendlichen zu helfen. Bisher kann das Zentrum aufgrund der Gegebenheiten nur wenige junge Mädchen aufnehmen. Eigentlich wäre ein separates Zentrum nur für unbegleitete Mädchen und Frauen notwendig, um sie vor der Mafia zu schützen, die sie in die Zwangsprostitution schickt. Auch dafür fehlt jedoch ein sicherer Ort, Personal und Geld.

Viele Jugendliche treten die Flucht an, um ihre Familien von Europa aus finanziell zu unterstützen oder ihnen mittels Familiennachzug eine Einreise zu ermöglichen. Die hermetisch abgeriegelten Grenzen Europas können sie trotz immer wieder neuer Anläufe jedoch meist nicht überwinden. Dann wird Vielen klar, dass sie dem Anspruch ihrer Familien nicht gerecht werden können. Auch ihnen hilft das Zentrum Vivre l’Espoir, indem es sie berät und ihnen entweder die Rückreise ermöglicht oder sie ins Marokkanische Ausbildungssystem eingliedert. In der Vergangenheit waren es pro Jahr eine Handvoll junger Leute, die in ihr Heimatland zurück wollten. In diesem Jahr sind es bereits 72.

Wie Ende Mai breit im den Medien berichtet wurde, erreichten ca. 8.000 Flüchtlinge innerhalb eines Tages von dem marokkanischen Hafen Fnideq aus entweder schwimmend oder während der Ebbe watend den Hafen der spanischen Exklave Ceuta. Die marokkanische Polizei gab die Grenzsperrung auf und die spanische Polizei setzte dem Ansturm wenig entgegen. Die Zurückhaltung der Polizei liegt in dem heftigen Streit zwischen Marokko und Spanien begründet, weil Spanien den Chef der Polisario, der Freiheitsbewegung in der Westsahara, zur ärztlichen Behandlung einreisen ließ. Marokko beansprucht die Westsahara für sich. Durch die Krisensituation im Tschad und im Sudan kommen immer mehr Flüchtlinge aus diesen Ländern, die jedoch in Marokko unerwünscht und Repressionen ausgesetzt sind. Während der Pandemie wurden die Razzien gegen Menschen auf der Flucht fortgesetzt und verschärft, begünstigt durch die pandemiebedingten Ausgangssperren.

Unter den 8.000 Flüchtlingen waren viele unbegleitete Minderjährige. Ca. 5.600 wurden entgegen den Bestimmungen der UN-Flüchtlingskonvention wieder abgeschoben (Push Back). Nur in einem Fall eines Minderjährigen leitete ein spanischer Staatsanwalt ein Verfahren gegen das widerrechtliche Verhalten der spanischen Polizei ein. Inzwischen hat die marokkanische Polizei die Blockade wieder aufgenommen. Doch weiterhin versuchen täglich rund 100 Menschen, schwimmend oder watend nach Spanien, vor allem nach Melilla zu kommen.

Die Situation zeigt laut Friedenspreis-Pressesprecherin Lea Heuser deutlich die massiven Menschenrechtsverletzungen der Europäischen Union und damit Deutschlands. „Hier werden Menschen, die einfach nur überleben und ihre Familien retten wollen, kriminalisiert und in die Hände ausbeuterischer Banden getrieben“ sagt sie und ruft dazu auf, dem Zentrum Vivre l’Espoir weiterhin zu ermöglichen, diesen Menschen eine Ruhepause und neue Perspektiven zu verschaffen. Das Zentrum benötigt für seine Arbeit jährlich rund 295.000 Euro. Ein Teil dieses Budgets konnte inzwischen gesichert werden, es fehlen jedoch noch rund 93.000 Euro. „Es ist unfassbar, dass unsere beiden Preisträger das Elend von jungen Menschen miterleben, sich selbst bis an die Grenze des physisch und psychisch Möglichen verausgaben und dann aus finanziellen Gründen besonders vulnerable Menschen abweisen müssen“, sagt Heuser.

Bitte helfen Sie Père Antoine und dem Team, möglichst viele Minderjährige aus dem absoluten Elend herauszuholen. Jeder Euro zählt! Spendenkonto: Aachener Bank eG, IBAN: DE67390601800128428011, BIC: GENODED1AAC, Verwendungszweck: Marokko.