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Omas gegen Rechts

Die Omas gegen Rechts setzen sich für Gleichberechtigung und Toleranz sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und Antifeminismus ein und stellen sich den rechtsextremen und faschistischen Entwicklungen in Deutschland und den europäischen Ländern entgegen. Sie haben bei allen Altersgruppen einen hohen Stellenwert und erreichen viele Menschen. Die Omas leben den politischen Pluralismus – es sind von links bis konservativ alle Einstellungen vertreten, gemeinsam versammelt hinter dem Ziel, gegen den Rechtsextremismus zu arbeiten. In den letzten Jahren waren es deutschlandweit hauptsächlich die Omas gegen Rechts, die gemeinsam mit einigen jungen Menschen auf die Gefahren durch rechte und demokratiefeindliche Bewegungen hingewiesen haben. Während der Pandemie waren viele Gegenproteste zu Demos und Spaziergängen von Impfgegner*innen und Pandemieleugner*innen von Omas gegen Rechts initiiert. Generationsübergreifend solidarisieren sich die Omas mit der jungen Klimagerechtigkeitsbewegung.

R. Heuser, OGR demonstrieren in Alsdorf

Die Initiative wurde 2017 von Monika Salzer in Wien in Reaktion auf die Koalition der Österreichischen Volkspartei mit der Freiheitlichen Partei Österreichs in der Bundesregierung Kurz gegründet.

Der Aufbau der Omas gegen Rechts in Deutschland ist ein wenig unübersichtlich, da es sich um ein mittlerweile sehr großes Graswurzelnetzwerk handelt. Am 27. Januar 2018 gründete Anna Ohnweiler in Nagold, inspiriert von den österreichischen Omas, die Initiative Omas gegen Rechts in Deutschland. Gerda Smorra baute die Gruppe mit auf. Sie gründete 2019 das Omas gegen Rechts Deutschland Bündnis. Ebenfalls 2019 gründete Anna Ohnweiler außerdem für die Omas gegen Rechts in Deutschland einen bundesweiten Trägerverrein, der am 27. Januar 2020 eingetragen wurde. Der Trägerverein ist ein unterstützendes, rechtliches backup und hat keinerlei hierarchische Befugnisse gegenüber den Initiativen.

Zu Beginn des Jahres 2024 existiert bereits eine Vielzahl von Ortsgruppen, auch unabhängig vom Verein, basisdemokratisch und ohne institutionelle Anbindung agierend und frei in ihren Aktionsformen. Die Initiativen sind in mehr als 100 Orten bzw. Regionen und aktuell mit mehr als 280 Ortsgruppen in Verein und Bündnis aktiv. Der Verein schätzt die Zahl der demonstrierenden Omas (und Opas) im Februar 2024 auf mindestens 30.000. Jedoch entstehen laufend neue Ortsgruppen und bei jeder Aktion stoßen neue Aktive dazu. Die Aachener Initiative z.B. zählt aktuell mehr als 80 Aktive und ca. 300 Sympatisant*innen auf den Mail-Verteilern. Omapas,wie sie sich selbst nennen, müssen dabei keine Enkel vorweisen, auch Kinder-und Enkellose sind willkommen, wie sich hier auch Männer unter dem Gesamtlabel der Omas gegen Rechts mitgemeint fühlen dürfen.

Gerda Smorra charakterisierte die Bewegung in einer Rede so: „Omas sind alt, aber dank ihrer Lebenserfahrung vielfältig – und laut!“

Im Februar 2020 trat der Chor der Münchener Ortsgruppe der Omas gegen Rechts gemeinsam mit Sarah Hakenberg in der ZDF-Kabarett-Sendung Die Anstalt auf. Der Auftritt war eine augenzwinkernde Reaktion auf „Oma-Gate“ und die rechte Empörung nach dem WDR-Kinderchorlied ‚Meine Oma ist ’ne Umweltsau‘“.

Am 4. Juli 2020 unterstützten die österreichischen Omas gegen Rechts die von der SPÖ Braunau organisierte Demonstration für den Erhalt des Mahnsteins vor dem Hitler-Geburtshaus. Zum Holocaustgedenktag und anderen Gelegenheiten finden häufig Aktionen wie das Reinigen von Stolpersteinen sowie Mahnwachen statt.

Besonders Gruppen der Omas gegen Rechts in den ostdeutschen Bundesländern engagieren sich mutig und stark in den Anfang 2024 groß gewordenen Protesten gegen die AFD und haben mit ihren musikalischen und anrührenden Auftritten in ostdeutschen Städten Protestgeschichte geschrieben. Aufgrund der politischen Mehrheiten und der dominant rechten Szene in den betreffenden Ländern haben sie es dort besonders schwer. Der erste Bundeskongress der Omas gegen Rechts findet daher auch als Zeichen der Unterstützung vom 02. bis 04.08.2024 in Erfurt statt.

Die Omas gegen Rechts sind bundesweit und über Deutschland hinaus aus antifaschistischen Protesten, aus Graswurzelarbeit und Netzwerken vor Ort, aber auch aus bundesweit mobilisierten Großkundgebungen und Demos nicht mehr wegzudenken. Häufig bilden sie ein kommunikatives Bindeglied zwischen Antifa und Ordnungskräften, da ältere Menschen meist ein höheres Vertrauen genießen als junge Aktivist*innen. Sie leisten einen großen Beitrag zum innergesellschaftlichen Frieden und der Aufklärung über dessen Gefährdung, verbinden Generationen und geben den oftmals protestfernen und wenig interessierten älteren Menschen einen Anknüpfungspunkt an den Kampf gegen Rechtsextremismus.

Der Aachener Friedenspreis möchte diese wichtige gesellschaftliche Rolle aller Omas gegen Rechts in Verein, Bündnis und Ortsgruppen stärken und unterfüttern. Zudem ist der Preis Unterstützung für die Zusammenarbeit und den Dialog der Generationen. Nachdem in den letzten Jahren vorwiegend sehr junge Menschen und Projekte ausgezeichnet wurden, ist es Zeit für ein Zeichen, dass es auch unter älteren Menschen wichtiges und wertvolles Engagement gibt und dass dieses auch junge Menschen motivieren und mitziehen kann.