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Youth Initiative for Human Rights

Die Youth Initiative for Human Rights (YIHR) versteht sich als regionales Netzwerk, das in Serbien, Kroatien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo arbeitet und Programme anbietet. Gegründet wurde die Initiative 2003 und fördert seitdem die Teilhabe von Jugendlichen an der Demokratisierung der Gesellschaft.

Sie stellen sich und ihre Werte wie hier angeführt selbst vor:

„Die Grundwerte der Initiative sind Wahrheit, Gerechtigkeit, Rechenschaftspflicht, Gleichheit, Freiheit, Demokratie und Frieden. Wir kämpfen für den Frieden in der Region, nicht nur für die Abwesenheit von Krieg, sondern für den Frieden als dauerhaften Prozess, der Vergangenheitsbewältigung bedeutet und der zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen den Staaten und Menschen in der Region führt.

Wir akzeptieren keine kriegerische Politik und Kriegsverbrechen im öffentlichen Raum – wir bestehen auf der Achtung der festgestellten Tatsachen und auf der juristischen und moralischen Verurteilung von Personen, die für Verbrechen während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien verantwortlich sind. Wir klären junge Menschen in der Region über das Erbe des Krieges auf, indem wir einen Dialog über die Perspektiven der demokratischen Entwicklung unserer Gesellschaften führen.

In dem Bewusstsein, dass es keine Demokratie ohne zivilgesellschaftliches Engagement gibt, schützen die Aktivist*innen der YIHR die Menschenrechte und weigern sich, hart erkämpfte Freiheiten aufzugeben.“

Situation im westlichen Balkan

Kurz zur aktuellen Situation im Westlichen Balkan: Die Lage zwischen dem Kosovo und Serbien ist wieder sehr angespannt, die Nationalisten in Serbien bekommen wieder Aufwind. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine schwappt auch in den Balkan. Nationalisten überfallen ein Literaturzentrum, das sich durch eine ukrainische Fahne solidarisch mit der Ukraine zeigte. Serbien erhöht die Truppen an der Grenze zum Kosovo. Die Gräben vertiefen sich erneut und es kann ständig zum Ausbruch von Gewalt kommen. Viele aktuelle Politiker waren an den Kriegen beteiligt, die einer Vergangenheitsbewältigung natürlich entgegenstehen, die Wahlen in Serbien aus dem Dezember empfinden viele als großen Wahlbetrug.

Die Arbeit von YIHR

Das YIHR arbeitet nun seit über 20 Jahren daran, die insbesondere in Serbien bewusst unterdrückte Vergangenheitsbewältigung und die Aufarbeitung der Balkankriege zu unterstützen. Sie richten sich insbesondere an die Jugend, die mit den Kriegsverbrechen der 1990er nicht vertraut ist, die aber immer noch damit lebt, dass ihre Seiten Kriegsverbrecher als „Helden“ feiern.

YIHR bringt junge Menschen zusammen

Mehr als 15.000 Menschen haben seitdem an Austauschprogrammen teilgenommen. Die Initiative hat immerhin 15 Gerichtsprozesse gewonnen, darunter eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof als die serbische Regierung sich weigerte YIHR Informationen zur Verfügung zu stellen, die im Besitz des serbischen Geheimdienstes waren.

Vier Jugendgipfel wurden in Belgrad, Prishtina, Sarajevo, Zagreb und Skopje durchgeführt. YIHR bringt Tausende von zivilgesellschaftlichen und politischen Aktivist*innen aus der Region und weltweit zusammen um sich zu vernetzen. Sie veröffentlichen politische Stellungnahmen, insbesondere ums ich gegen Diskriminierung der LGBTIQ+ Community zu wenden, gegen das Verbot der EuroPride 2022 durch die serbische Regierung zu protestieren und zur Teilnahme an dem Regenbogenmarsch aufzurufen. In der Folge kam es zu 80 Festnahmen.1

Die Lage für Menschenrechtsverteidiger*innen und Friedensaktivist*innen in der Region ist dabei seit Jahren gefährlich, erst recht wenn sie protestieren. Am 17. Januar 2017 wurden neun Aktivist*innen der YIHR von Mitgliedern eines örtlichen Ablegers der Serbischen Fortschrittspartei, – aktuell Regierungspartei von Präsident Alexandar Vucic – brutal angegriffen. Die Partei hatte im Rahmen einer aggressiven Vorwahlkampagne in der Stadt Beska eine Debatte organisiert, bei der der verurteilte Kriegsverbrecher Veselin Sljivancanin sprechen sollte. Als dieser das Podium betrat, wurde er von YIHR-Aktivisten unterbrochen, die Plakate mit der Aufschrift „Kriegsverbrecher sollten schweigen, damit [die Öffentlichkeit] über die Opfer sprechen kann“ trugen. Es kam zu einer Schlägerei, und die Aktivist*innen sowie mehrere anwesende Journalist*innen wurden aus dem Saal verwiesen. Draußen wurden die Aktivist*innen dann körperlich angegriffen. Infolgedessen wurden zwei Menschenrechtsverteidiger*innen mit schweren Prellungen und möglichen Knochenbrüchen ins Krankenhaus gebracht. 2

Am 19. Februar 2023 wurde das Büro von YIHR angegriffen, als ein Hooligan mit Kapuzenpulli die Räumlichkeiten attackierte, die gerade für eine Ausstellung vorbereitet wurden. Beweismaterial wurde der Polizei übergeben. Am Vortag gab es eine Säuberungsaktion eines Parkes und die Initiative, diesen Park nach einem nur aufgrund seiner Ethnie ermordeten Roma-Jungen umzubenennen. Daraufhin sind Hassbotschaften und Todesdrohungen an Wände gemalt worden.

Warum der Aachener Friedenspreis an YIHR:

Der Balkan stand schon vor Jahren im Fokus des Aachener Friedenspreises, seitdem hat sich die Lage aber extrem zugespitzt und die Gefahr des Nationalismus und eines aufkommenden Rechtsradikalismus besonders in Serbien ist eklatant. YIHR arbeitet hier an genau der richtigen Stelle: Sie befähigen Jugendliche, ihre Zukunft zu gestalten und die Gesellschaft zu demokratisieren. Das erfordert Mut und kann gerade für uns hier ein gutes Vorbild sein, um einen erstarkenden Rechtsradikalismus zu bekämpfen.