Aus dem Archiv: Februar 2023

Einladung zur Kundgebung am 01.03.,

Zu dem angekündigten Vortrag von Daniele Ganser im März im Aachener Eurogress hat sich spontan ein breites Bündnis gegründet, das diesen Auftritt in einem städtischen Gebäude mehr als kritisch sieht.
Ganser werden immer wieder antisemitische und geschichtsrevisionistische bis verfassungsfeindliche Aussagen vorgeworfen. So verglich er die angebliche Spaltung der Gesellschaft zu Zeiten der Corona-Pandemie mit dem Vernichtungsantisemitismus im Nationalsozialismus und ist überzeugt davon, dass Deutschland auch heute noch ein besetztes und damit nicht souveränes Land sei. Selber sitzt er im Beirat eines verschwörungsideologischen Portals, welches in der Vergangenheit empfahl „Mein Kampf“ zu lesen.
Seine Auftritte in Dortmund und Nürnberg wurden bereits abgesagt. Die Stadt Aachen möchte aus unterschiedlichen Gründen, wie z.B. Regressforderungen, an dem geplanten Termin festhalten.
Am Mittwoch, den 01.03. findet im Rathaus Aachen die letzte Stadtratssitzung vor Gansers Auftritt statt. Anlässlich dazu soll parallel vor dem Rathaus auf dem Markt eine vom „Bündnis gegen Demokratiefeindlichkeit im Eurogress“ organisierte Kundgebung – ab 16 Uhr – stattfinden.

Damit soll klargemacht werden, dass Meinungsfreiheit ein sehr hohes Gut ist, demokratiefeindliche Meinungen in städtischen Gebäuden jedoch keinen Platz haben sollten. Wir fordern, dass Gansers Auftritt auch in Aachen abgesagt und parteiübergreifend Position bezogen wird.

Das Bündnis besteht bisher aus: Deutsch-Israelische Gesellschaft Aachen e.V., Ukrainer in Aachen e.V. (Deutsch-ukrainischer Verein),  Aachener Friedenspreis e.V., DGB Region NRW Region Süd-West, OMAS GEGEN RECHTS, Aachener Mutbürger*innen gegen Rechts, Die Linke Aachen, Grüne Jugend Aachen, Die Partei Aachen, UWG-Aachen, Piraten-Partei Aachen, Volt Aachen, Bündnis 90 / Die Grünen Aachen, SPD Aachen

28. Februar 2023

Themen: Allgemein

27.02.2023, 19.30 Uhr KHG, Iran: Der mühsame Weg in die Freiheit

Am 27.02.2023 veranstaltet die Heinrich Böll-Stiftung NRW, die KHG Aachen, das Eine Welt Forum Aachen und Rahaward diese Veranstaltung:

Die Ermordung Jina Mahsa Aminis am 16. September durch das Islamische Regime des Iran wegen eines nicht korrekt sitzenden Kopftuchs war der Auslöser der seitdem andauernden friedlichen Massenproteste im Iran. Diese werden getragen von vor allem jungen Frauen und Männern, Schülerinnen und Schülern, Studentinnen und Studenten und zwar im gesamten Iran, über alle religiösen und ethnischen Grenzen sowie auch sozialen Schichten hinweg. Diese Menschen trotzen der brutalen und menschenverachtenden Gewalt des Regimes, mit welcher dieses versucht, die Massenproteste niederzuschlagen. Mehr als 400 bei den Protesten ermordete Menschen, darunter fast ein Viertel Minderjährige, nahezu 20.000 Inhaftierte, viele Todesurteile und bereits vier Hinrichtungen können diese Revolte jedoch nicht stoppen. Von Beginn an wurden die Protestierenden im Iran von den im Ausland lebenden Iraner:innen unterstützt, die inzwischen eine starke und einflussreiche Kraft entwickelt haben.

Aber nicht nur die so breite gesellschaftliche Basis der Proteste zeigt, so belegt Bahman Nirumand es im Interview mit dem Deutschlandfunk vom 14. Dezember 2022, die neue Qualität dieser Bewegung. Im Vergleich zu den Protesten Ende der 1990er und in den 2000er Jahren gehe es nicht mehr nur um die Durchsetzung einzelner politischer oder sozialer Forderungen. Nein, jetzt geht es „um das Ganze“: um die Abschaffung des fundamentalistischen Regimes, welches der Bevölkerung sämtliche politischen und individuellen Freiheitsrechte verweigert, Oppositionelle inhaftiert und hinrichtet sowie durch Korruption und Misswirtschaft zudem für die extreme Verarmung der Mehrheit der iranischen Bevölkerung verantwortlich ist.

Nach einer kurzen Einordnung der aktuellen Bewegung in einen historisch-politischen Kontext wird Bahman Nirumand in seinem Vortrag vor allem auf die aktuelle Situation sowie auf die Perspektiven der aktuellen Massenproteste für einen politischen Umbruch im Iran eingehen.

Kann es der Bewegung gelingen, das Regime zu stürzen? Wie kann die Solidarität der Menschen im Ausland mit den Protestierenden im Iran aussehen? Welche Forderungen müssen an die ausländischen Regierungen, und bei uns im Speziellen an die deutsche Regierung, gerichtet werden? Diese Fragen und weitere können in der anschließenden Diskussion mit dem Referenten, aber auch mit anderen Besucher:innen, diskutiert werden.

Bahman Nirumand, geboren 1936 in Teheran, studierte in München, Tübingen und Berlin Germanistik, Philosophie und Iranistik und promovierte 1960 über Brecht. Er kehrte in den Iran zurück, musste aber 1965 wegen seiner politischen Tätigkeiten flüchten, um einer bevorstehenden Verhaftung zu entgehen. 1967 erschien sein Buch „Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder Die Diktatur der Freien Welt“ , das großen Einfluss auf die deutsche und internationale Studentenbewegung seiner Zeit hatte. Kurz vor dem Sturz des Schahs und der Islamischen Revolution 1979 kehrte er wieder in den Iran zurück, musste jedoch nach dreijährigem Aufenthalt abermals ins Exil gehen. Bahman Nirumand ist Autor zahlreicher Bücher, Artikel, Rundfunk- und Fernsehbeiträge. Er hat darüber hinaus einige literarische Werke aus dem Persischen ins Deutsche übertragen.

v.i.S.d.P.: Iris Witt, Heinrich Böll Stiftung NRW, Graf-Adolf-Str. 100, 40210 Düsseldorf

21. Februar 2023

Themen: Veranstaltungen/Veranstaltungsarchiv